Zwangsgedanken über Pädophilie

An dieser Stelle möchten wir uns einem Thema widmen, dass für die Betroffenen oftmals eine sehr große - aber aus Scham heraus oftmals gut verborgene - Belastung darstellt: Den Zwangsgedanken über eine vermeintliche eigene Pädophilie. Wie wir schon im vorherigen Kapitel beschrieben haben, sind Zwangsgedanken ein sehr häufiges Phänomen, über das aber nur sehr selten gesprochen wird, da die aufdrängenden Gedanken oftmals stark schambesetzt sind. Dies gilt insbesondere für Zwangsgedanken über sexuelle Themen, wie zum Beispiel die Zwangsgedanken über Pädophilie, unter denen viele Betroffene extremst leiden.

Im Gegensatz zu “echten” pädophilen Gedanken oder Impulsen sind die Zwangsgedanken über Pädophilie dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen immer wieder eine sehr große Angst davor haben, dass sie selber eventuell pädophil sein könnten - obwohl sie niemals wirkliche pädophile Impulse hatten.

Diese Sorgen und die Angst vor der vermeintlichen eigenen Pädophilie können sich immer weiter verstärken, so dass die Betroffenen eine zunehmenden Verschlechterung ihrer Stimmungslage und zunehmende depressive Symptome entwickeln.

Bei einigen Betroffenen kann sich die Angst vor der vermeintlichen eigenen Pädophilie sogar so weit verstärken, dass sie Suizidgedanken entwickeln.

Pädophile Gedanken oder Zwangsgedanken über Pädophilie?

Zunächst müssen wir einmal unterscheiden, was denn überhaupt Pädophile Gedanken bzw. Impulse und was Zwangsgedanken über Pädophilie sind, denn genau diese Unterscheidung fällt den meisten Betroffenen sehr schwer.

Viele Betroffene leben in der sehr großen Sorge, sie könnten Pädophile Gedanken oder Pädophile Impulse haben. Und genau an diesem Punkt muss genau betrachtet werden, welche Gedanken die Betroffenen wirklich kennen: Sind dies wirklich pädophile Gedanken - also “erotische” Vorstellungen in Bezug auf Kinder - oder handelt es sich genau um das Gegenteil, nämlich die große Sorge davor, eventuell pädophil zu sein, und die Angst dadurch eventuell anderen Menschen einen Schaden zufügen zu können?

Genau aus diesem Grund ist es auch wichtig, diese Gedanken nicht einfach “Pädophile Zwangsgedanken” zu nennen, sondern “Zwangsgedanken über Pädophilie” - denn genau darin besteht der Unterschied: Menschen mit Zwangsgedanken haben keine aufdrängenden sexuell-erotischen pädophilen Gedanken, sondern aufdrängende Gedanken mit der großen Angst davor, selbst eventuell pädophil zu sein.

Zwangsgedanken über Pädophilie: Therapie

Hilfe, ich habe Zwangsgedanken über Pädophilie...! Was kann ich tun??

Sehr viele Betroffene, die sich wegen Gedanken über Pädophilie an uns wenden, kommen mit der Frage, was sie gegen diese Ängste tun können. Und die wichtigste Antwort darauf lautet: Zunächst einmal unbedingt Ruhe bewaren! und erst einmal ganz in Ruhe - eventuell auch mit Unterstützung durch PsychologInnen oder ÄrztInnen - sortieren, ob es sich wirklich um eine Pädophilie oder um Zwangsgedanken handelt.

Und wenn es Zwangsgedanken sind, dann sind zumeist verschiedenen Bausteine hilfreich, wie zum Beispiel unterstützende psycho­therapeutische Gespräche, das Erarbeiten der Hintergründe der eigenen Verunsicherung und ofmals ganz wichtig: Der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen. Auch wenn es für viele Betroffene eine große Hürde darstellen kann, offen über ihre Sorgen und Ängste zu reden, erhalten wir sehr oft die Rückmeldung, dass für sehr viele Menschen gerade das Gespräch mit anderen Betroffenen ein ganz wichtiger Schritt war, um selber wieder mehr Sicherheit zu erlangen. Denn insbesondere die Erfahrung, dass es andere “ganz normale” Menschen gibt, welche die gleichen merkwürdigen Gedanken kennen - ohne dass sie in irgendeiner Weise pädophil wären - kann oftmals eine große Erleichterung bringen.

Warum habe gerade ich Zwangsgedanken über Pädophilie?

Eine weitere wichtige Frage, welche die Betroffenen endlos quälen kann, ist die Sorge, “Warum habe gerade ich Gedanken an Pädophilie?”.

Nun, zunächst müssen wir diese Frage erst einmal therapeutisch korrekt umformulieren, denn bei den meisten Betroffenen lautet sie - wie schon oben besprochen - genau genommen “Warum habe gerade ich Zwangsgedanken über Pädophilie?”

Und diese Frage können wir oft beantworten, denn wie wir schon an anderer Stelle ausführlich besprochen haben, sucht sich der Zwang immer genau die Sorgen und Ängste, an denen ich im jeweiligen Moment am sensibelsten zu erreichen bin. Und gerade bei jungen Menschen sind dies sehr oft Themen aus dem Bereich der Verunsicherung über die eigene Sexualität, der Unsicherheit über die eigene Partnerschaft oder zum Beispiel der Sorge über die eigene “Fähigkeit” zu einer zufriedenen und glücklichen Familienplanung.

Die Zwangsgedanken über Pädophilie haben also in der Realität sehr wenig damit zu tun, dass man selbst vielleicht wirklich pädophil sein könnte - und sehr viel damit, dass ich vielleicht gerade über mich selbst verunsichert bin, mir vielleicht selbst gerade nicht traue und die übergroße Sorge habe, dass ich mich selbst nicht unter Kontrolle habe und andere Menschen durch mich einen Schaden erleiden könnten.

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